Am 01.10.2024 fand eine Exkursion im Rahmen des Tierschutzplanes des Landes Brandenburg statt, die in die Agrargesellschaft Emster – Land mbH führte, einem landwirtschaftlichen Demonstrationsbetrieb für die Milchrinderhaltung. Die durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) angebotene Exkursion konnte den Teilnehmern theoretische und praktische Informationen über eine für Brandenburg außergewöhnliche Haltungsform für Milchrinder mit Ganzjahreshaltung unter freiem Himmel nach irischem Vorbild geben.
Herr Stephen Costello, einer der Besitzer des familiengeführten Unternehmens, begrüßte die Exkursionsteilnehmer herzlich im Hotel und Restaurant Seehof Netzen, wo in gemütlicher Atmosphäre der theoretische Teil der Exkursion stattfand. Er gab einen Ausblick auf den interessanten Tag, wobei sich alle Exkursionsteilnehmer besonders auf die Fahrt zu den Weiden der Milchrinder freuten.
Die durch die Frankenförder Forschungsgesellschaft (FFG) organisierte Veranstaltung begann mit einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmer sowie einer Einleitung in die Thematik durch Herrn Dr. Unrath von der FFG, wobei über Entstehung und Werdegang des Tierschutzplanes Brandenburg informiert wurde.
Danach stellte Herr Costello den Betrieb vor und informierte die Besucher über die Besonderheiten der Milchrinderhaltung nach irischem Vorbild, die bisher einzigartig in Deutschland ist.
Das fortschrittliche Konzept ermöglicht es, dass sich die Tiere ganzjährig draußen aufhalten. Von Frühjahr bis Herbst stehen die ca. 1.000 Kühe der Kreuzung aus Jersey- und Holsteinrindern in 2 Herden auf der Weide und nutzen somit das Wachstum des Hauptfutters Gras optimal aus. Die Kreuzung ist auf die Haltungsbedingungen angepasst, da die guten Eigenschaften beider Arten kombiniert werden. Die Tiere sind robust, fressen gut, kommen mit den saisonalen Witterungsverhältnissen aus und geben unter den vorherrschenden Bedingungen ca. 5.500 l Milch im Jahr. Die synchronisierten Kalbungen erfolgen ebenfalls auf der Weide innerhalb von 6 Wochen bis ca. Ende April. Danach werden die Kälber in Gruppen von jeweils 10 Tieren in den Stall gebracht und dort bis zu 4 Wochen gehalten, bevor auch sie wieder auf die Weide kommen, um dort das saftige und reichhaltige Gras des Frühjahrs zu fressen.
Nach dem theoretischen Teil, der mit einem leckeren Imbiss abgeschlossen wurde, ging es auf den Hof des landwirtschaftlichen Betriebes, wo es weitere Erklärungen sowie praktische Einblicke zu der Haltung der Kühe gab.
Zusätzlich konnte auch ein Blick in den Kälberstall geworfen werden, wo die Tiere in ihren ersten Lebenswochen untergebracht sind.
Sehr interessant war auch das Melkkarussel. Die Kühe werden bis zum Ende des Herbstes zwei Mal täglich gemolken und kommen selbständig in das Melkkarussell, das sich auf dem Hof des Betriebes befindet. Das Melkkarussell der Firma Waikato aus Neuseeland mit 60 Plätzen ist sehr robust, pflegeleicht und energiesparend. Es ist 80 % leichter als vergleichbare Anlagen, weil die Plattform aus Kunststoff ist. Es eignet sich dementsprechend hervorragend für die Bedingungen im landwirtschaftlichen Betrieb. Die Milch wird als Weidemilch verkauft und hat den Namen bezüglich der ganzjährigen Freilandhaltung mehr als verdient.
Anschließend fuhren die Exkursionseilnehmer auf die Weiden des landwirtschaftlichen Unternehmens, um sich die Tiere aus nächster Nähe anzusehen. Die Kühe kamen neugierig auf die Gäste zu und es bestand der Wunsch, direkt zu ihnen auf die Weide zu gehen.
Während unseres Aufenthaltes bei den Tieren, machten sie sich auf den Weg zum Melkkarussel. Bis die letzte Kuh aufgebrochen war, bildete sich am Horizont ein ca. 1 km langer Tiertrack.
Im Winter wird die komplette Herde trockengestellt und wechselt auf einen sandigen Auslauf, um auch die Grasnarbe für die nächste Saison zu schützen. In dieser Zeit wird Grassilage aus eigener Herstellung gefüttert.
Die Teilnehmer fanden den Betrieb und die Haltungsbedingungen, unter denen die Milchrinder gehalten werden, sehr gut. Das Gesamtkonzept konnte überzeugen und könnte auch für andere Milchkuhbetriebe in der Region interessant sein. Die Teilnehmer diskutierten rege und stellten viele Fragen rund um die Haltung der Tiere, die vom Betriebsleiter alle kompetent und geduldig beantwortet wurden.
Wir möchten uns herzlich bei Herrn Costello für diesen interessanten und lehrreichen Tag rund um die Haltung von Milchrindern bedanken und hoffen auch in Zukunft, interessierte Besucher bei weiteren Exkursionen vor Ort begrüßen zu dürfen.
Die Bilder sind Eigentum der FFG.