Am 19. Juli 2021 beging die Frankenförder Forschungsgesellschaft ihr 30-jähriges Bestehen. In den letzten 5 Jahren konnte die FFG ihre Kernkompetenzen weiter ausbauen, auch wenn die Corona-Pandemie eine Herausforderung darstellte. Persönliche Treffen mit den Kooperationspartnern wichen Online-Konferenzen, Homeoffice wurde eine neue Form in der Arbeitswelt und ein Umzug in neue Räume für den Wissenschaftsstandort Berlin erfolgte kurz vor dem 2. Lockdown.
Die Forschung stand trotz alledem, wie bereits in den vorangegangenen Jahren, im Mittelpunkt. So konnte u.a. erstmals mit der FFG als Leadpartner einer Operationellen Gruppe mit Partnern aus der landwirtschaftlichen Praxis sowie der Wissenschaft ein großes EIP-AGRI-Projekt erfolgreich abgeschlossen werden. Das Projekt mit dem Titel „Innovative Stallbegrünungssysteme zur Verbesserung von Haltung und Umweltverträglichkeit – Stallgrün“ hatte die Entwicklung innovativer Stallbegrünungssysteme zum Einsatz in der Nutztierhaltung und die Implementierung eines neuartigen Verfahrens zur Verbesserung des Stallklimas in Tierhaltungsanlagen durch Annäherung an einer an die Natur angepassten Umgebung im Sinne einer emissionsärmeren Tierhaltung zum Ziel. Es wurden individuelle Begrünungssysteme für geschlossene Stallsysteme der Schweine- und Putenhaltung entwickelt, installiert und messtechnisch begleitet. Das beinhaltete die Erfassung von Schadgasen im Stall, die Bonitur der Pflanzen sowie Tierbeobachtungen. In mehrfachen Versuchsdurchgängen zeigte sich, dass ausgewählte Grünpflanzen unter den Umgebungsbedingungen im Tierstall (mittlere bis hohe Temperaturen, hohe Gehalte an Staub und Schadgasen) gut gedeihen und eine signifikante Erhöhung der relativen Luftfeuchte bewirken. Die Auswertung einzelner Versuche ergab eine erhöhte Tageszunahme von Ferkeln unter Versuchsbedingungen. Einzelne Messreihen zeigten zudem eine Reduktion der gemessenen Ammoniakgehalte in der Abluft. In weiteren Forschungsprojekten soll nun die praktische Umsetzung des Begrünungssystems sowie die Marktfähigkeit erreicht werden.
Die Stallbegrünung stellt ein Novum in der landwirtschaftlichen Schweinehaltung dar. Wir haben als erster Forschungsverbund die Machbarkeit unter realen Praxisbedingungen geprüft und hoffen, dass die Entwicklung fester Bestandteil im tierwohlgerechten „Stall der Zukunft“ sein wird. Dafür geben wir gerne unsere Expertise weiter.
In der Ernährungsforschung traten, entsprechend des aktuellen Trends einer fleischärmeren Ernährung, zunehmend Produktentwicklungen im veganen Bereich in den Vordergrund. Neben veganen Tintenfischringen und einem veganen Snack für den Conveniencebereich, in Form einer Brot-/Gemüsekombination, konnte auch ein veganer Instant-Babybrei entwickelt werden, der auf Grund der Zusammenstellung verschiedener pflanzlicher Zutaten und Algen einen hohen Nährstoffgehalt in auf die Säuglings- und Kleinkindernährung abgestimmten geringen Verzehrmenge enthält. Aber auch auf dem Gebiet der alternativen Proteine wurden Forschungen durchgeführt, die sich beispielsweise mit der Verwendung von Insekten für die Herstellung von Lebensmitteln befassten oder der Entwicklung eines Verfahrens einer allergenfreien veganen eiweißreichen Grundmasse als Alternative zu Soja.
Ausgebaut wurden die Bereiche Auditierung und Weiterbildung. Bei der Auditierung gelangten immer mehr regionale Programme zur Förderung des Tierwohls in den Fokus. So sind unsere Kollegen im Auftrag der IFTA AG u.a. unterwegs, um im Rahmen des Programmes „Fair zum Tier – Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung“ ein Prüfprogramm der EFG Eberswalder Fleisch GmbH, Rindermastbetriebe auf die „Erfüllung der Anforderungen der Haltungsstufe 3 / Außenklima in der Rindermast“ zu prüfen. Weiterhin werden Audits im Rahmen des DLG-Programmes Milchviehhaltung durchgeführt, das die tiergerechte Haltung von Milchkühen fördert und im Rahmen der Produktauszeichnungen die Stufen 1 bis 4 der Haltungsform absichert. Ebenso werden diverse Programme geprüft, die für die bessere Haltung von Schweinen sorgen. Zu den Programmen zählt u.a. das eingetragene Tierwohlsiegel „Strohglück“ des Markenprogrammes „Teutschenthaler Naturfleisch“ mit der höchsten Haltungsform, der Stufe 4, das im Auftrag der WM Agrar und der Fleischmanufaktur Dietzel geprüft wird.
Bei den Schulungen, die wir seit 2021 in eigener Regie durchführen, wurden vorrangig landwirtschaftliche Themen in den Vordergrund gestellt. So können Schulungen für Melker, Rinder- und Schweinehalter sowie Pferdewirte angeboten werden. Das Besondere daran ist, dass die Schulungen direkt vor Ort und mit Bezug zur Praxis stattfinden und so z. B. Melkstand oder Pferdekoppel zum Klassenzimmer werden. Auch wollen wir zukünftig unsere Schulungen in polnischer und rumänischer Sprache ausbauen.
Seit 2019 organisiert die Frankenförder Forschungsgesellschaft im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft, Klima und Umweltschutz (MLUK) des Landes Brandenburg im Rahmen des Tierschutzplanes Brandenburg Exkursionen in landwirtschaftliche, tierhaltende Demonstrationsbetriebe für interessierte Verbraucher. Die Exkursionen sollen dem Wissenstransfer und Informationsaustausch dienen und Verständnis für die Produktion von Lebensmitteln hervorrufen. Auch hier haben leider die Corona-Pandemie, die Geflügelgrippe sowie die Schweinepest die Organisation und Durchführung der Exkursionen erschwert, aber es konnten bereits 6 Exkursionen zu den Geflügel-, Pferde- und Schweinehaltungsbetrieben erfolgreich durchgeführt werden. Die Besucher zeigten sich begeistert von den tierschutzgerechten Haltungsbedingungen und schätzten den Kontakt zu den Tieren sowie die Kompetenz der Landwirte.
Seit 2016 bearbeitet die FFG internationale Projekte mit dem Fokus auf die Ernährungssicherheit.
Das erste große internationale Projekt mit FFG-Beteiligung war UFISAMO unter der Bekanntmachung „Nutrition-Diversifizierte Landwirtschaft für eine ausgewogene Ernährung in Subsahara Afrika“, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. In dem Projekt ging es um urbane Landwirtschaft in benachteiligten Gebieten in Kapstadt und Maputo und die mögliche Verbesserung der Ernährung und Lebensmittelsicherheit für die städtische Bevölkerung mit geringem Einkommen.
Unsere Kooperationspartner waren das Seminar für ländliche Entwicklung (SLE Humboldt-Universität zu Berlin), das Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene (FU Berlin) und die ausländischen Forschungspartner Universidade Eduardo Mondlane (UEM Maputo), die University of the Western Cape (UWC Kapstadt) sowie die NGO´s Abalimi Bezekhaya (SA), Abiodes und Setsan (beide MZ) und unsere großartigen Farmer/innen in Kapstadt. Die FFG war in diesem Projekt hauptverantwortlich für die Projektkoordination, unterstützte die Forschenden jedoch auch bei inhaltlichen Fragen. Neben unseren eigenen Forschungsaufenthalten in Maputo und Kapstadt war es eine besondere Freude, unsere afrikanischen Farmer auch in Berlin zu begrüßen und eine Exkursion in einen landwirtschaftlichen Betrieb zu organisieren.
Im Rahmen der Fördermaßnahme „Projektträgerschaften Welternährung und Bilaterale Kooperation, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, schloss sich unser zweites internationales Projekt „Stärkung der Widerstandsfähigkeit im ländlichen Ernährungsumfeld im Kontext des Katastrophenrisikos und des Klimawandels“ in Mosambik an. Projektkoordinator ist die Technische Hochschule Köln, Institute for Technology and Resources Management in the Tropics and Subtropics (ITT), Institute für Information Science (IWS) sowie die Partner Universidade Eduardo Mondlane, Universidade Rovuma und mehrere NOG`s aus Mosambik. Inhaltlich beschäftigen sich unsere Kollegen mit Markt- und Wertschöpfungskettenanalysen unter den Aspekten der Nahrungsmittelhygiene und -sicherheit.
Mit dem Seminar für ländliche Entwicklung in persona Dr. Karin Fiege, der UEM in Maputo (Prof. Samuel Quive) und der UFFRJ in Rio de Janeiro (Prof. Leandro Fontoura) arbeiten wir in dem DAAD internship Programm „University meets Economy“ zusammen. Im Rahmen dieses Programmes waren junge Wissenschaftlerinnen aus Brasilien und Mosambik für je 4 Wochen bei uns zu Gast.
Weiterhin betreut die FFG seit mehreren Jahren im Rahmen des ERASMUS Programmes „Student Mobility for Traineeships“ Studenten aus Indien, den Philippinen und Taiwan, die ein Praktikum bei uns absolvieren und anschließend ihre Masterarbeit im Rahmen eines von uns initiierten Forschungsprojektes schreiben.
Abschließend möchten wir uns für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Projekt- und Kooperationspartnern bedanken, ohne die eine praxisnahe Forschung mit gesellschaftlich aktuellen Themen nicht möglich wäre. Wir freuen uns bereits auf die kommenden Jahre mit gemeinsamen Aktivitäten zur Verbesserung des Tierwohls, der Entwicklung von innovativen Lebensmitteln sowie der Erschließung neuer interessanter Themen zukunftsrelevanter Forschungsbereiche.
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